Rebooting.

Beobachtungen

Beobachtungen vom Tag der offenen Tür des Forschungszentrums Karlsruhe:

  • Das Publikum am Morgen besteht größtenteils aus Familienmitgliedern von Angestellten.
  • Vier von vier Vorträgen wurden mit Powerpoint gemacht.
  • Drei davon auf einem Mac.
  • Ein solcher ist auch der ganze Stolz der Abteilung für Digitaldruck und Reprografie (siehe unten). So ein runder PowerMac G4, der mit den Henkeln. Steht ohne Kabel da rum, weil er einfach schick aussieht.
  • Das Publikum am Mittag besteht größtenteils aus Familienmitgliedern von Angestellten.
  • Dazu kommen Mütter, die sich für ihre Elfte-Klasse-Tochter über Biophysik schlau machen wollen. Die steht recht genervt daneben, weil sie diesen vielleicht letzten Schönwettersamstag des Jahres lieber mit den Freundinnen auf dem Ludwigsplatz verbringen würde.
  • Die sonst völlig missachtete Hausdruckerei darf unter dem wichtiger klingenden Titel „Reprografie“ auch ausstellen und landet den Coup: Es gibt dort für jeden einen persönlich beschrifteten Notizblock für lau. Da das auch so im Programmheft steht, ist hier das Vorbeikommen ausnahmslos jeden Besuchers gesichert.
  • Ausnahme ist vielleicht der eine dafür zu wichtige Herr vom Nachbarinstitut, der den Tag nutzt, um endlich mal bei den Leuten von der Nano-Dingens vorbeizuschauen und irgendein Mitbringsel abzugreifen („Das bräucht ich jetzt noch als Schlüsselanhänger“). Sonst hat er ja nie Zeit dafür, Feierabend ist schließlich Feierabend.
  • Zu den Familienmitgliedern gesellen sich jetzt noch genervte Väter, die ihren Frauen mal was Gutes in Form von ein wenig Ruhe tun wollten, indem sie den Sohnemann in eine sonst hochgeheime Forschungseinrichtung schleppen. Sie (die Väter) begreifen jetzt entsetzt, dass der Kleine tatsächlich hellauf begeistert ist und wirklich alles sehen will, anstatt den Papa mit nem Bier auf der dafür vorgesehenen Bank sitzen zu lassen.
  • Die Omas und Opas suchen verzweifelt einen Stand, wo es auch Kaffee gibt. Kuchen war nicht aufzufinden.
  • Und überhaupt hätte man das Catering vielleicht jemandem überlassen sollen, der was davon versteht.
  • Man sieht den Gebäuden an, dass sie nicht für ihren heutigen Verwendungszweck gebaut wurden. Schließlich war das ja mal ein reines Kernforschungszentrum. Die Medizintechnik will sich nicht so recht harmonisch einfügen in die vier Stockwerke hohe Schwermaschinenbauhalle mit dem 5-Tonnen-Kran an der Decke.
  • Dafür stehen da Teile rum, die tatsächlich so aussehen wie diese Mutlifunktionsbrücken mit den blinkenden Lichtern, die bei Dr. Crusher auf der Enterprise immer über den liegenden Patienten mit den Schäden im cerebralen Cortex liegen. Faszinierend. Wann ist der Beamer fertig?
  • Dem Bus zur Verglasungsanlage wurde das aufblasbare Maskottchen der Kernentsorgungstechnik so vorne drauf gespannt, als wäre es gerade überfahren worden. Dieses Maskottchen ist so knuffig, dass man die Verzweiflung geradezu spüren kann, die in der PR-Abteilung bei dem Versuch herrschte, dem Thema ‚Entsorgung von nuklearen Abfällen‘ noch irgendwas Positives abzugewinnen.
  • Am frühen Nachmittag wird das Publikum angereichert durch Leute, die wohl etwas entgeistert an der Masse von parkenden Wagen vorbeifuhren und sich dann überlegten, ob ein kurzfristiger Besuch des FZK nicht vielleicht interessanter wäre als die Schwiegermutter.
  • Zum Rest des Tages kann ich nicht mehr viel sagen, da wir gegen 14 Uhr aus terminlichen Gründen den Schauplatz des Geschehens verlassen mussten. Man muss Prioritäten setzen. Und da gewinnt bei der Freundin halt die Tupperparty gegen die Modellhubschraubervorführung. Naja, vielleicht ging die ja auch bis an die Grenzen des pysikalisch Machbaren.

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