regelmannch

Heute war ich zum ersten Mal auf der Offerta. Ich hatte ja nicht viel erwartet, aber was sich einem da bietet, sind vier Hallen voll Realsatire.

Optimistisch lässt der KVV die ganze Woche die Stadtbahnlinie S2 im Zehn-Minuten-Takt fahren und setzt zusätzlich einen Zubringer-Busverkehr ab dem Hauptbahnhof ein. Fragt sich nur, wofür. Zumindest heute herrschte gähnende Leere auf dem Gelände. Das mag am Einkaufssamstag vor dem langen Wochenende liegen, an der neuen Lage außerhalb Karlsruhes oder am gleichzeitigen Besucherfest im ZKM, auf jeden Fall ist das aber für den ersten Messetag sicherlich enttäuschend.

Naja, wie man sieht, war zumindest die Dame an dieser Kasse nicht überfordert. Vor der Halle war dann auch noch die einzige mir aufgefallene Präsenz des Stadtmarketings, in Form zweier Flyerverteilerstudenten und eines (hastenochnichgesehen) bemalten Smarts. Diese Smarts werden glaube ich immer dann eingesetzt, wenn die Werbeagentur nicht mehr weiterweiß.

Naja, wurscht. Schau’n wir mal rein. Nach dem Kauf der ermäßigten Tipp: haltet denen irgendeine KVV-Karte hin, die schauen eh nicht auf’s Datum Karte wird man gleich empfangen vom Wettstreit der SWR-Bühne mit einem lokalen Autohändler genau daneben. Beide haben Mikros, beide haben Lautsprecher. Möge der Lautere gewinnen.

Der SWR fährt Schlagerstars aus den Siebzigern auf, die ihr Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen und der Autohändler hat extra ein Modell des neuen (hier leider erst 2005 erscheinenden) extrageilen SUVs aus den USA einfliegen lassen, um davor Möchtegernnachwuchsmodels fotografieren zu lassen. Den akustischen Kampf mit dem SWR aufgenommen hat ein selbstverliebter Ex-BTV-Moderator, der die Moderation des Model-Events übernimmt.

Also, weiter im Programm. Die Homepage verspricht „bestechende Themenparks“ und „trendige Events“. Ich beginne zu ahnen, dass der Schlagerfuzzi und später die Tante, die ihre selbstgemachten Kräutermischungen beim SWR präsentiert, das einzige bleiben werden, was ich an trendigen Events zu sehen bekomme.

Die dm-Arena sieht nach Autohalle aus. Vornedran präsentiert Opel seine neuesten Modelle, bei deren Anblick einem schlagartig klar wird, warum’s denen so schlecht geht. Drin nochmal Opel und EU-Importwagen und nochmal EU-Importwagen und Daewoo und Honda und Renault und ein BMW-Händler, der das BMW-Logo nicht verwenden darf und wahrscheinlich seinen Namen nur noch hat, weil die BMW-Anwälte doch nicht so scharf auf Abmahnungen sind wie die IBM-Anwälte, aber das ist eine andere Geschichte. Und da stehen tatsächlich ein neuer 6er (hässlich) und ein 1er (ebenfalls hässlich), der ja von vowe so liebevoll „Hasenkiste“ genannt wird.

Hinten in der Halle darf man mal Coolsein ausprobieren und ne Runde über ein paar Hindernisse mit einem dieser trendigen Motorradverschnitten mit vier Rädern drehen, was gleich viel weniger cool kommt, wenn man bemerkt, dass die ganze Zeit zwei Hansel des Veranstalters nebenherlaufen um aufzupassen, dass ja nichts passiert.

Um die Autos in der Mitte drumherum steht schon das, was einen nun in den restlichen drei Hallen erwartet: Aloe Vera, Handy-Oberschalen, Lotus Gusspfannen, Original Amazonas-Kristall-Von-Innen-Leucht-Lampen, Raumluftverbesserer, Wasserpfeifen und und und. Dazu diverse Fabrikverkäufe Fabrikverkauf. Auf einer Messe. Klar doch. , von denen der lustigste der des Tee-Händlers war. Tee-Fabrikverkauf, das hatte ich auch noch nicht gehört.

Und so ging’s dann weiter. Das Ganze erschien mir als eine Mischung dieser Ramsch-Stände im Hauptbahnhof und der Ramsch-Stände auf dem Weihnachtsmarkt. Vier Hallen voll davon. Jetzt würde mich nur noch die Bezeichnung dieser Themenparks interessieren. Auto und Ramsch, Essen und Ramsch, Ramsch und Ramsch, Partnerstädte und Ramsch?

Naja, jedenfalls bewahrheiteten sich meine zwei größten Befürchtungen vor dem Besuch nicht. Es war erstens nicht gerammelt voll und zweitens reichte ein halber Tag locker aus. Nach zwei Stunden war ich wieder draußen.

Übrigens sollte man Auswärtigen noch einen Hinweis geben, dass sie trotz der entsprechenden Beschriftung an dieser Haltestelle direkt vor der Halle weder eine Tram noch eine S2 finden werden. Zu dieser muss man nämlich zehn Minuten durch das Wetter laufen. Prima gemacht. Und auf die elektronische Abfahrtzeiten-Anzeige werden wir auch noch ein wenig warten müssen, dem KVV ist grad das Geld dafür ausgegangen, wie man hört.

Achja: Der Wettstreit zwischen SWR und dem Autohaus endete unentschieden. Der SWR war am Ende lauter, aber die Models waren hübscher.

2004-10-30 | There's a feed for comments on this entry.
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