Rebooting.

Vier Tage Paris I

Ein paar Bemerkungen…

  • Anreisen kann man gut mit der Bahn, es gibt eine tägliche EC-Direktverbindung München-Paris, die über Stuttgart und Karlsruhe fährt. Gezahlt haben wir mit Sparpreis 25 für den deutschen Anteil 255€. Fliegen dürfte sich zumindest von Karlsruhe aus zeitlich kaum lohnen. Zumal demnächst auch TGV-Direktverbindungen aus Deutschland angeboten werden, was die Fahrzeit von Karlsruhe nach Paris von fünf auf gut drei Stunden drückt. Reservierungen sind – wie immer bei längeren Zugfahrten – obligatorisch, der Zug war zumindest auf der Rückfahrt voll bis auf den letzten Platz.

    Ein Auto benötigt man überhaupt nicht. Im Gegenteil, man tut gut daran, das während des gesamten Aufenthalts in einer möglichst sicheren Garage abzustellen.
  • Mit der Metro kommt man in Paris (fast) überall hin. Ein Einzelticket gilt immer, solange man im U-Bahn-Netz bleibt, unabhängig von der Länge der Fahrt oder Anzahl der Umstiege. Für die Innenstadt reichen zwei Zonen, lediglich die Défense und Versailles liegen außerhalb. Es gibt Einzeltickets für 1,40€ (auch in Zehnerpacks erhältlich), Wochenkarten (Achtung, Montag bis Montag!) für 15irgendwas, aber auch eine „Paris Visite“ Karte für Touristen, wobei ich da den Unterschied zur normalen Wochenkarte nicht kenne. Wenn man im Voraus die Anzahl der Metro-Fahrten abschätzen kann, sollte man sich überlegen, ob sich die Wochenkarte lohnt. Für uns in den vier Tagen lohnte sich das gerade noch.

    Man tut sich und den Anderen einen Gefallen, wenn man sich vor der Fahrt merkt, wann man in welche Linie und in welche Richtung umsteigen muss. Wenn man das an jeder Haltestelle neu nachschaut, steht man den Anderen meistens dumm im Weg herum.
  • Überhaut scheinen es die Pariser immer sehr eilig zu haben. Man hat den Eindruck, sie wären immerzu auf der Flucht. Auf Rolltreppen also immer rechts stehen, damit man links vorbeikommt. Das ist sowieso eine Verhaltensweise, die überall auf der Welt in den Leuten drin zu sein scheint, nur nicht in Deutschland.
  • Es gibt eine „Carte Musées et Monuments“, mit der man fast überall keinen Eintritt mehr zahlen muss. Sie kostet z.B. für drei Tage ca. 36€, Eintritte fangen bei etwa 6€ an, abgesehen von den Kirchen kostet fast alles Eintritt, auch z.B. die Sainte Chapelle oder der Aufstieg auf Notre Dame. Kann sich also jeder selbst ausrechnen, ob sich das lohnt.
  • Untergebracht waren wir im „Timhotel Montmartre“, gebucht hatte ich über expedia.de für 70€ pro Nacht, direkt im Hotel kostet es 130€ aufwärts und sonst lagen die Preise online auch oberhalb der 100€.

    Das Hotel hat zwei Sterne und ist schön an einem kleinen, ruhigen Platz mitten im Montmartre gelegen. Das Zimmer war winzig, lag aber im fünften Stock und bot damit eine fantastische Aussicht auf den Westteil der Stadt. An der Frontseite muss es Zimmer geben, denen die gesamte Innenstadt zu Füßen liegt.

    Den Wunsch nach einem Zimmer mit Aussicht hatte ich bei der Buchung angegeben. Was allerdings weder dort noch beim Einchecken erwähnt wurde, waren die 20€ Aufpreis pro Nacht, die man beim Abreisen für die vue supérieure verlangt. Tja, Timhotel, das war das letzte Mal, dass ihr mich in einem Hotel eurer Kette gesehen habt.

    Angesichts des doch sehr engen Bades und der noch engeren Dusche, werde ich beim nächsten Mal auch eher um ein großes Bad als eine große Aussicht bitten. Die Aussicht schaut man sich zweimal an, im Bad ist man öfter.
  • Das Viertel Montmartre ist sicherlich eines der schönsten der Stadt. Hier gibt es zahllose kleine Lebensmittelläden, Cafés, Galerien und winzige Restaurants. Man sollte ruhig mal den direkten Weg zwischen Metrostation Abbesses, Touristenfalle Place du Tertre und der Kirche Sacré Coeur auf der Hügelspitze verlassen und sich die kleinen Seitensträßchen und Gassen anschauen. Wunderschön. Aber sogar der Place du Tertre, sonst immer so überfüllt, dass man kaum zwischen Besuchern und Karikatur- bzw. Porträtmalern (manchmal lässt sich das nicht so einfach unterscheiden) durchkommt, ist jetzt abends im Winter überraschend leer. Ebenso die Sacré Coeur, die auch abends um 20 Uhr noch geöffnet ist und ohne die Besucherströme und im Dunkeln noch eindrucksvoller erscheint.
  • Auffallend ist, dass die Straßencafés, für die Paris so berühmt ist, auch im Winter fast alle Plätze draußen gedeckt haben und bedienen. Die Gäste dort werden durch Windschutz, Rotlicht- und Gasstrahler gewärmt.
  • Ach ja, Einkaufen waren wir auch. Sonntag abends um 21 Uhr. Und nicht etwa in einem riesigen Einkaufszentrum, sondern in einem dieser winzigen Ein-Mann-Lädchen, von denen es hier nur so wimmelt. Warum geht so was in ganz Europa, nur nicht in Deutschland?
  • Franzosen können keine Fenster bauen. Überall nur Einfachverglasung. Beim morgendlichen ersten Blick nach außen denkt man, es gießt in Strömen, bis man bemerkt, dass das nur Kondenswasser an den Innenseiten der Scheiben ist. Und die Zentralheizungen scheinen auch nicht so das Wahre zu sein. Der Heizkörper in unserem Hotelzimmer blubberte gemütlich vor sich hin; offenbar enthielt er mehr Luft als Wasser. Der Handel mit elektrischen Heizkörpern scheint prächtig zu laufen.
  • Einen schönen Spaziergang kann man machen ausgehend vom Place de la Concorde über den Jardin des Tuileries, den Louvre und über die Brücke Pont Neuf auf die Ile de la Cité.

    Beim Louvre sollte man sich kurz die beeindruckende unterirdische Eingangshalle anschauen, die über die große Glaspyramide in der Mitte des Hofes erreichbar ist. Nicht stören lassen durch das Sicherheitspersonal, das einen sofort weiterscheucht, wenn man auf der Treppe mal stehen bleibt und einen offenbar verdächtigen Blick in die Runde wirft.

    Auf der Ile de la Cité lohnt sich ein Blick in die kleine Sainte Chapelle, die im Justizpalast versteckt ist. Am Eingang wird man gefilzt wie am Flughafen, aber die kleine Kapelle bietet auf zwei Stockwerken beeindruckende Glasmalereien. Allerdings könnte sie eine Restaurierung gut vertragen.

    Wunderschön ist dann die Kirche Notre Dame. Auf jeden Fall lohnend ist ein Aufstieg auf die Türme. Das ist zwar bei weitem nicht so hoch wie auf dem Eiffelturm oder dem Tour Montparnasse, dafür befindet man sich aber mitten im Stadtzentrum.
  • Vor dem Rathaus wurde eine Eislaufbahn aufgebaut. Ich glaube, ich weiß ein paar, die glatt behaupten würden, die Pariser hätten die Idee aus Karlsruhe.
  • Ein Besuch des Friedhofs „Père Lachaise“ lohnt sich auch im Winter. Morgens hatte es ein wenig geschneit und auf den Wegen und Gräbern liegt eine dünne Schneeschicht. Die Stille hier ist richtig angenehm nach dem Trubel der Großstadt drumherum.

    Hier liegen Jim Morrison, Oscar Wilde, Edith Piaf, Fréderic Chopin u.a. Auf Übersichtsplänen sind die (vermeintlich) wichtigsten Gräber verzeichnet, so dass man nicht nur ziellos zwischen den langen Grabreihen umherlaufen muss. Wenn man weiß, wo Jim Morrison liegt, ist man der Held bei den Jugendlichen, die hier suchend umherirren. Aber auch ohne Ziel sind die Krypten, Denkmale und kleinen Tempel beeindruckend, die für die Verstorbenen aufgestellt wurden.

    Inzwischen wurde das Grab Jim Morrisons abgesperrt und die zahlreichen Graffiti und Schmierereien an den umliegenden Gräbern entfernt, die bei meinem letzten Besuch noch vorhanden waren. Schade, dass solche Maßnahmen notwendig sind.
  • Die Champs Elysées sind hoffnungslos überfüllt. Also sind wir schnell durchgelaufen zum Arc de Triomphe, wo gerade eine kleine Gedenk-Zeremonie stattfand. Wir fragten uns, ob wir jetzt Glück haben, weil wir dieser Zeremonie beiwohnen können oder Pech, weil deswegen der halbe Platz abgesperrt ist.
  • Direkt neben dem Centre Pompidou ist eine kleine deutsche Buchhandlung. Wem also der Lesestoff ausgeht, der kann dort mal vorbeischauen.
  • Will man während seines Paris-Aufenthaltes den Eiffelturm besuchen und auch auf eine der Plattformen hochfahren, sollte man das möglichst sofort tun, wenn gutes Wetter ist. Wir folgten diesem Rat nicht und mussten dann damit leben, dass wir statt des Sonnenscheins vom ersten Tag später nur Regen und Nebel hatten. Und das kann in der Höhe richtig unangenehm werden.
  • Die alte Oper ist durchaus einen Besuch wert. Bisher kannte ich selbst auch nur den Vorraum, also kauften wir zwei Besuchertickets, mit denen man in das sehr beeindruckende Treppenhaus, diverse goldverzierte Säle, eine kleine Museumsbibliothek, eine kleine Gemäldeausstellung und mit etwas Glück auch in den Opernsaal selbst kommt.
  • Und dann – endlich – am letzten Tag entdeckten wir einen Starbucks Coffee. Un Cappuccino grand, s’il vous plaît. 🙂

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