Rebooting.

IT-Strategien für den Privathaushalt. Heute: Backup (Teil 1)

Das verlängerte Oster-Wochenende kann man für viele schöne Dinge nutzen; z.B. zum Umkrempeln der privaten IT. Hier musste dringend was für ein anständiges Backup getan werden.

Meine bisherige Backup-Strategie lautete: „Gelegentlich das wichtige Zeug auf CD-ROM brennen.“ Das ist zwar immer noch besser als „Was soll das heißen, die Diplomarbeit ist mit der Festplatte über den Jordan gegangen?„, aber dennoch weit entfernt von einer guten Lösung für meine ganz persönlichen Anforderungen. Die wären:

  • Datenmenge: den vom Speicherplatz gesehen größten Anteil an den zu sichernden Daten nehmen hier Musikdateien und Bilder ein – zusammen momentan um die 40GB. Während wohl keiner Lust hat, seine CD-Sammlung nochmal zu digitalisieren oder alles erneut runterzuladen, entstehen vor allem durch aktuelle Digitalkameras stetig steigende Datenmengen auf der Platte. An einem guten Tag produziere ich schnell mal ein halbes Gigabyte Bilder, die dann teilweise auch noch zur Bearbeitung rumkopiert werden. Das alles manuell auf CD oder DVD zu brennen, wird auf Dauer doch etwas mühselig. Diskjockey war ich damals bei den umfangreicheren Amiga-Spielen, das muss jetzt nicht mehr sein
  • Mehrere Quellen: Hier im Netz hängen inzwischen drei Rechner, die aktiv benutzt werden und damit gesichert werden wollen. Obwohl allesamt mit Brennern ausgerüstet sind, möchte ich uns den manuellen Aufwand dann doch sparen.
  • A propos Aufwand: der sollte natürlich so gering wie möglich sein. Das ist vor allem ein Knackpunkt für die Regelmäßigkeit des Backups. Je weniger aufwendig das gestartet werden kann und je schneller es geht, desto häufiger macht man es auch. Im Idealfall passiert das ohne Interaktion im Hintergrund.

Also, was tun? CDs brennen scheidet ja aus. Auch DVDs sind keine wirkliche Verbesserung, zumal sie – jenachdem, wen man fragt – noch nicht als zuverlässiges Medium für eine längerfristige Speicherung der Daten brauchbar sind.

Klassisches Backup-Medium sind Bänder, aktuell als DLT mit bis zu 600GB Fassungsvermögen. Sie gelten zwar als auch auf Dauer äußerst zuverlässig, kosten aber entsprechend. Vor allem ist damit ohne professionelle (und teure) Backup-Software das Problem der mehreren Quellen hier nicht gelöst. Dafür ist es hier recht einfach, die Backups aus der Wohnung zu schaffen und damit auch eine sog. „Disaster Recovery“, also z.B. bei einem Wohnungsbrand, zu ermöglichen.

Man sieht in letzter Zeit auch ständig USB- oder Firewire-Festplatten, die sich prinzipiell auch für Backups eignen. Aber die müsste ich hier zwischen den drei Rechnern ständig austauschen.

Es musste also eine Netzwerklösung her, sprich: ein Fileserver. Und das bedeutet heutzutage gottseidank nicht mehr eine große Kiste mit einem Haufen Festplatten.

Möglichkeiten

Sondern z.B. etwas wie diese kleine NAS-Lösung: LaCie Ethernet Disk mini. Die gibt es in Deutschland ab April in Größen ab 250GB zu Preisen ab 290€ und ist im Prinzip nichts weiter als eine Festplatte, die über das Netzwerk angesprochen werden kann. Damit könnte man von jedem Rechner aus seine Daten darauf speichern. Hauptnachteil: Es ist nur eine Platte. Raucht die ab, ist das Backup futsch.

Alternativ gibt es inzwischen so nette Geräte wie das von vowe beschriebene Linksys NSLU2. Damit kann man bis zu zwei beliebige USB-Festplatten ins Netzwerk bringen. Man kann auch automatische Backups von der einen auf die andere Platte definieren, so dass man zumindest das Wichtigste immer auf beiden hat. Das Ding ist nicht teuer, sehr klein und äußerst flexibel. vowe nennt da noch ein paar Möglichkeiten. Abhängig von der Größe der Festplatten kommt man auf einen Preis von 300 bis 400 Euro.

Man kann aber auch einfach einen alten, nicht mehr benutzten Rechner umfunktionieren und diesen einfach mit einer oder mehreren großen Platten ausrüsten. Hier muss man erstmal nur die Platte(n) anschaffen, mit 200GB Speicherplatz kosten die derzeit um die 100 Euro.

Prinzipiell kann man das auch mit Windows umsetzen, flexibler ist man aber, wenn man darauf eine der verschiedenen Linux-Distributionen einsetzt. Wer hier keine Lust auf manuelle Konfiguration hat, sollte sich das BenHur MFS OS anschauen (ebenfalls bei vowe gefunden). Der Anbieter dieses Betriebssystems (Pyramid Computer in Freiburg) stellt eigentlich fertige Boxen damit her, bietet aber Privatanwendern mit bis zu fünf Benutzern die kostenlose Nutzung auf eigener Hardware an.

Umsetzung

Diesen Weg wollte ich erstmal gehen. Ursprünglich mein Favorit, habe ich inzwischen von dem LaCie-Laufwerk Abstand genommen, da es eben nur aus einer Platte besteht und zudem die unflexibelste der drei Möglichkeiten ist. Die Platte(n), die ich für den alten Rechner jetzt besorgt habe, kann ich aber zur Not auch noch mit dem NSLU2 einsetzen, es geht also nichts verloren, sollte ich später noch switchen.

Wenn man den 291MB großen Download des BenHur CD-Images gestemmt hat, geht alles andere eigentlich recht einfach. Offensichtlich wurde vor allem wert auf einfache Konfigurierbarkeit gelegt. Das schlägt sich erstmal in einer fast vollständig automatisch ablaufenden Installation und später in der Konfiguration von fast allem per Browseroberfläche wieder. Mit ein paar Mausklicks kann man den Rechner dann zu einem kleinen, aber multifunktionellem (Mail, Firewall, Virenschutz, Spamfilter) Server machen, wobei hier vor allem die Fileserver-Funktion interessiert. Eine Freigabe ist schnell angelegt und mit den entsprechenden Rechten versehen, ohne dass man sich durch das Handbuch des Samba-Servers durchwühlen muss.

Wie auch beim Linksys-Gerät hat man auch hier die Möglichkeit, mehrere Platten einzusetzen. Die Anzahl ist hier nur durch die Möglichkeiten des Rechners begrenzt. Allerdings ist die Einrichtung der Backups von der einen auf die andere Platte dann Handarbeit an der Linux-Konsole. Das lässt sich über die Browseroberfläche nicht mehr machen. Auch die Einbindung der erst nachträglich installierten 200GB-Platte musste ich manuell durchführen.

Welche der drei Optionen man auch einsetzt, man hat auf jeden Fall dann mit relativ wenig Aufwand ein Laufwerk im Netz, auf das man zentral seine Daten kopieren kann, unter Umständen noch doppelt gesichert durch eine zweite Festplatte.

2 Comments to “IT-Strategien für den Privathaushalt. Heute: Backup (Teil 1)” RSS feed for these comments

  1. Das klingt sehr interessant. Bin gespannt auf Teil 2.
    Fagt sich nur, wer das hier für mich aufbaut … 🙂

    Aber warum legst du die Bilder und Sounds nicht direkt auf dem Server ab? Brauchst du sie wirklich auf dem Notebook?

    Und was hälst du von einem Backup über einen .Mac account oder ähnliches. Dann sorgen Andere für den Betrieb der Platten und die notwendige Ausfallsicherheit.

  2. Der Aufwand hält sich in Grenzen, denke ich. Wenn ich mir das Handbuch des NSLU2 anschaue, dann sieht das nach nicht mehr Aufwand als die Einrichtung eines DSL-Routers aus.

    Auf dem Notebook habe ich selbst noch kaum was, es ging vorrangig um meinen PC, an dem ich immer noch die meisten Dinge erledige. Ob ich die Daten von dem runter komplett ins Netz schiebe, weiß ich noch nicht. Jedenfalls nicht, solange ich im Fileserver nur eine Platte habe.

    Backups über .Mac oder meinetwegen FTP scheitern vor allem an der Leitung dorthin. Ein volles Backup aller Dateien ist mit 128 bis 512 kBit Upstream kaum möglich. Für die wichtigsten Dateinen in kleinem Umfang wäre das eine Alternative. Vorausgesetzt natürlich, man will dem externen Anbieter persönliche Dateien anvertrauen. Verschlüsselung dürfte hier ein Muss sein.

Leave a Reply to Wolfgang Schmidetzki