Rebooting.

Mit Stift und Papier

Seit heute bin ich stolzer Besitzer eines Wacom Graphire3 Classic XL Grafiktabletts, mit dem der Zeiger auf dem PC-Bildschirm nicht mehr nur mit der Maus, sondern optional mit einem speziellen Stift gesteuert werden kann.

Wacom Graphire3 Classic XL

Hauptunterschied zur gewohnten Maus-Steuerung dürfte bei Verwendung des Stifts die absolute Positionierung des Zeigers sein. Die Oberfläche des Tabletts ist im Prinzip eine Abbildung der Oberfläche des Bildschirms. Platziert man den Stift in die rechte obere Ecke des Tabletts, wird der Zeiger auch in der rechten oberen Ecke des Schirms angezeigt, ohne dass man ihn erst dahin schieben müsste wie mit der Maus.

Das ermöglicht zusammen mit dem gewohnten Gefühl, einen Stift in der Hand zu haben, eine deutlich bessere Kontrolle des Zeigers z.B. beim Freihandzeichnen in einem Malprogramm. Schonmal versucht, mit der Maus die eigene Unterschrift zu schreiben? Ich habe jetzt zwar keine Absichten, am Bildschirm Maler zu werden, aber auch in der Photoretusche kann man das gut einsetzen. Z.B., wenn man einen Teil eines Bildes genau ausschneiden oder mal etwas verwischen will.

Die Installation lief problemlos. Windows XP erkannte die neue Hardware und akzeptierte sie anstandslos als zweite Maus, ohne dass die beiliegende Software installiert werden musste. Das macht aber dennoch Sinn, da nur damit diverse Einstellungen getätigt werden können.

Der Stift besitzt eine drucksensitive Spitze, die laut Hersteller 512 Stufen unterscheiden kann. Damit lässt sich bei der Bildbearbeitung zum Beispiel die Strichstärke kontrollieren. Tippt man auf die Oberfläche des Tabletts, gilt das als einfacher Linksklick. An der Seite des Stifts befindet sich eine Zwei-Tasten-Wippe, auf die man z.B. den rechten Mausklick und den Doppelklick legen kann. Ich kann mich nur noch nicht so ganz entscheiden, ob ich die Wippe mit dem Zeigefinger oder Daumen bedienen will. Am anderen Ende befindet sich ganz Bleistift-like ein virtueller Radierer. Man kann also durch Umdrehen des Stifts das Radierwerkzeug der entsprechenden Software aufrufen.

Die berührungsempfindliche Fläche hat in der XL-Version ca. die Größe eines DIN A 5 Blatts, die kleine Version hat DIN A 6. Wer’s noch größer braucht, muss zur teureren „Intous“-Reihe greifen, die gibt es als A4 oder A3 (für dann bis 1000€). Allerdings reicht A5 für meine Zwecke völlig aus. Im Gegenteil, man bewegt seine Hand schon deutlich mehr als man es von der Maus gewöhnt ist, mit der man aus dem Handgelenk den Zeiger rumschubst. Will man ein Fenster schließen, muss der Stift ganz nach rechts oben, will man dann zum Startmenü, wieder ganz nach links unten. Ich habe den Eindruck, dass hier auch A6 reichen würde.

Etwas knifflig ist die Steuerung des Mauszeigers über zwei Bildschirme hinweg, wie ich sie hier habe. Dann muss man sich entscheiden, ob man das Tablett nur für den Schirm verwenden will, in dem sich der Zeiger gerade befindet, oder ob man beide Schirme nebeneinander auf dem Tablett abbilden will. Im ersten Fall muss man zur Not mit der richtigen Maus den Zeiger ins andere Fenster schieben, mit dem Stift geht’s ja nicht mehr. Im zweiten Fall wird das Tablett im Prinzip senkrecht in der Mitte halbiert. Die dadurch doppelte Auflösung in der Vertikalen merkt man aber an der Zeigerbewegung nicht. Eher schon das Problem, dass die Orientierung an der gedachten Trennlinie schwerfällt, weil die ja mitten in der Arbeitsfläche liegt. Die „inneren“ Ecken eines Schirms sind dann nicht mehr so leicht zu treffen.

Aber das mag durchaus auch Gewöhnungssache sein, wie die erstmal sehr ungewohnte Steuerung überhaupt. Mit der Zeit sollte sich das geben, hoffe ich. Es gibt Leute, die berichten, dass sie nach kurzer Zeit komplett auf die Maus verzichtet haben. Im Moment kann ich mir das aber noch nicht so wirklich vorstellen, bei der normalen Bedienung möchte ich nicht auf die kurzen Wege der Maus verzichten.

A propos Maus: Man kann weiterhin parallel die alte Maus angesteckt lassen, sollte sie halt nur nicht bewegen, solange der Stift verwendet wird. Das Gleiche gilt für die Maus, die beim Tablett dabei ist. Diese besitzt im Übrigen weder eine Kugel noch einen optischen Sensor, nur eine glatte Auflagefläche. Sie verwendet den gleichen Abtastmechanismus per Induktion wie der Stift, d.h. nicht die Maus meldet ihre Position an den PC, sondern das Tablett. Deswegen funktioniert die Maus auch ausschließlich auf dem Tablett.

Über den gleichen Weg läuft (zumindest beim Stift) auch die Stromversorgung und Datenübertragung (für die Druckstärke, Wippenklicks etc.); es sind keinerlei Batterien oder Akkus notwendig. Die Maus hat nur einen Nachteil: wer sich einmal an die vierte Taste für den Daumen bei modernen, „normalen“ Mäusen gewöhnt hat, kann nur sehr schwer darauf verzichten. Und die Graphire-Maus hat halt nur zwei Tasten plus Scrollrad.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, ob und wie schnell ich mich an die Steuerung gewöhne und wie nützlich das dann in der Bildbearbeitung ist.

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