Does this thing live?

Babysitting

Die Freundin hat sich beschwert, das wäre hier so technisch geworden. Deshalb also jetzt was Persönliches: Ich war Babysitten. Zum ersten Mal. Mit Windelnwechseln, oh mein Gott.

Jannis ist der alleinerzogene Sohn einer alleinerziehenden Freundin, die ihr Leben an sich prima im Griff hat. Nur an diesem einen Samstag vor ein paar Wochen wollte sich partout kein qualifizierter Babysitter finden lassen, also rief sie in ihrer Verzweiflung mich an. Sie muss schon sehr verzweifelt gewesen sein.


Meine Einweisung geschah unter Zeitdruck und nicht vor Ort und lautete ungefähr so:

Er schläft grad noch und wacht nachher auf. Irgendwann muss er was essen, das steht in der Küche. Windeln (Windeln? uh oh) sind auf dem Tisch, die Popocreme daneben. Spielzeug ist überall in der Wohnung verteilt und sonst hab ich alles mit Post-Its markiert.

Post-Its als Kontexthilfe im Real Life.

Jannis wachte in dem Moment auf, als ich ins Zimmer kam. Von wegen noch etwas Ruhe. Erfreulicherweise wandte er sich aber gleich an sein Spielzeug („Bagger. Er liebt seinen Bagger“) und fing an, Dinge zu tun, die Kinder mit knapp zwei Jahren eben so tun: Legosteine rumschmeißen. Kieselsteine rumschmeißen. Kastanien rumschmeißen. Ich versuchte, Jannis die Fernbedienung seines Baggers zu erklären, aber ich glaube, so richtig hat er den Zusammenhang zwischen Hebeldrücken und Vorwärtsbewegung des Gefährts doch nicht mitgekriegt. Auch das mit den physikalischen und chemischen Grundlagen eines batteriebetriebenen Elektromotors konnte er nicht einwandfrei wiederholen. An meinen pädagogischen Fähigkeiten muss ich also noch arbeiten.

Besser klappte es mit Auf-die-Fensterbank-heben-und-zum-Fenster-rausschauen. Stolz zeigte er mir die ganzen Autos, die da unten durch sein Blickfeld fuhren oder parkten. Gerne auch mehrmals das gleiche. Irgendwann schweifte das Interesse ab zu den steinchengefüllten Kerzenständern auf der Fensterbank (siehe oben:, Stichwort „Kieselsteine rumschmeißen“). Mal sehen, wann sie alle wieder eingesammelt hat. Genau wie die Kastanien, für die wird sie mich noch verfluchen, wenn sie in zwei Jahren noch welche antrifft irgendwo unterm Schrank.

Ans Eingemachte. Mir fiel ein, dass da ja noch das Wort mit dem W war. Und dass die wohl nach dem Mittagsschlaf gerne gefüllt sei und gewechselt werden will. Meine Kenntnisse diesbezüglich habe ich aus dem TV und eben „Creme ist auf’m Schränkle“. Zu meiner großen Erleichterung hatte Jannis wohl mehr getrunken als gegessen, also ging das unfallfrei über die Bühne. Deswegen habe ich auch die Creme vergessen. Aber das wird er überleben.

Irgendwann nahte dann das, was für kleine Jungs unwiderstehlich ist: die Sportschau. Die macht das Babysitterleben doch recht einfach. Jannis begnügte sich fast zwei Stunden damit, neben mir auf der Couch rumzuhängen und gelegentlich seinen Kopf an meine Brust zu rammen. Easy. Indianer und Schmerz und so. Gut, dass keiner mit Fotoapparat in der Nähe war: ich mit Jannis im Arm auf der Couch – herzzereißend süß.

Das war’s an spannenden Erlebnissen, irgendwann kam die WG-Mitbewohnerin dazu und erledigte routiniert den Rest. War ja gar nicht so schlimm. Aber ein bisschen stolz bin ich trotzdem. Ein ganz kleines bisschen.

2 Comments to “Babysitting” RSS feed for these comments

  1. Ralph sagt:

    Erinnert mich an mein Patenkind Marcel, der diesen Sommer mal partout nur von mir auf die Toilette begleitet und natürlich „abgewischt“ werden wollte.

    Jedenfalls herrlich ehrlich Deine Story!

  2. Emo sagt:

    Erinnert mich an mein Patenkind Marcel, der diesen Sommer mal partout nur von mir auf die Toilette begleitet und natürlich “abgewischt” werden wollte.

    Jedenfalls herrlich ehrlich Deine Story!
    —-

    LOL!

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