Rebooting.

Zu Tode komprimiert

Was treibt das Schweizer Fernsehen da eigentlich mit dem Video-Podcast der Rundschau?

Das kann man ja nicht mehr anschauen.

Löschbefehl

Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen dank der Lobby-Arbeit des Verlagswesens ihre Online-Angebote bereinigen. Heise:

Der SWR etwa habe rund 80 Prozent seiner Rezeptdokumente aus dem Bestand gelöscht, teilte die ARD am Mittwoch mit.

Den größten Teil der Löschungen dürften allerdings Inhalte ausgemacht haben, die nach den neuen Regelungen nur noch eine bestimmte Zeit lang in den Mediatheken vorgehalten werden dürfen. So müssen etwa TV-Sendungen nach sieben Tagen aus dem Netz verschwinden, für Großereignisse wie Sportveranstaltungen gilt eine Frist von 24 Stunden.

Während man durchaus darüber streiten kann, ob ein gebührenfinanzierter Sender Kontaktbörsen oder Kochrezepte auf Dauer online anbieten muss, ist das Entfernen der Archive ebenso gebührenfinanzierter TV-Sendungen schon schwerer vermittelbar.

Defective by design

Netzwertig testet die Springer-App für das iPad:

Auf der Titelseite entdecke ich einen Hinweis auf einen Artikel, der mich interessiert. Gleich mal draufgedrückt (“geklickt” wäre beim iPad ja das falsche Wort) und — es passiert nichts. Es gibt keine Hyperlinks direkt zu den Inhalten. Wenn ich den Artikel lesen will, muss ich mir merken, dass er auf Seite 23 steht, und dann heisst es: fleissig blättern, wie man das von der guten alten Zeitung her kennt.

[…]

Gelegentlich muss man laut lachen, beispielsweise auf der Börsenseite. Da stehen drei Seiten lang in winziger Schrift die Börsenkurse von gestern abgedruckt. Das ist nicht nur unlesbar, sondern auch auf einem vernetzten Gerät so absurd, dass es wenigstens einen gewissen Meta-Unterhaltungswert mit sich bringt.

Die deutschen Verleger. Technologisch immer ganz vorne dabei.

Wie ein schlimmer Tinnitus

Warum soll es gesellschaftlich erstrebenswert sein, journalistische Inhalte nur denen zugänglich zu machen, die dafür zahlen können? Inwiefern ist es gut, wenn Menschen ohne Geld schlecht informiert werden? Wäre es nicht gerade dann, wenn die Verlage ihre Online-Angebote kostenpflichtig machen müssen, erstrebenswert, ein kostenloses, aber dennoch zuverlässiges Angebot zu haben? „Kostenlos” ist natürlich der falsche Ausdruck, denn ARD und ZDF werden ja von uns bezahlt, aber Leute ohne Einkommen sind von der Gebühr befreit — eine solidarische, soziale Konstruktion, diese Rundfunkgebühr, die zudem dafür sorgt, dass nicht nur das produziert und finanziert wird, was eine Mehrheit sehen will.

Die Konkurrenten der öffentlich-rechtlichen Sender haben durchgesetzt, dass ARD und ZDF viele Inhalte aus dem Netz löschen müssen — und keineswegs nur zweifelhafte Angebote wie Kochrezepte oder Kontaktbörsen. Seitdem sind diverse Leute in den Anstalten mit etwas beschäftigt, das den schönen Namen „Depublizieren” trägt. Inwiefern dient es dem Gemeinwohl, wenn ARD und ZDF teuer produzierte Inhalte nur für eine begrenzte Zeit in der Regel sieben Tage zugänglich machen dürfen? Inwiefern ist es in meinem Interesse, dass Inhalte, die ich mit meinen Gebühren bezahlt habe, mir nur vorübergehend und nicht auf allen Plattformen angeboten werden?

Ein schöner und langer Artikel: Das Elend der Debatte um ARD und ZDF « Stefan Niggemeier.

Man glaubt’s ja nicht

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Es gibt offenbar so viele iPhone-Besitzer, die tatsächlich bereit sind für die Bild-App Geld zu bezahlen, dass die seit gestern auf Platz 1 der iTunes-Charts thronen kann.

Koch und Kellner

Georg Schramm redet sich in Rage über die Koch’sche Demontage der öffentlich-rechtlichen Unabhängigkeit.

The Last Chance To See

Zwanzig Jahre ist es her, dass der große Douglas Adams sich mit dem Zoologen und Fotografen Mark Carwardine auf den Weg machte, die letzten Tiere ihrer Art zu besuchen. Aus ihrer Reise zum Aye-Aye, dem Weißen Rhinozeros, dem Yangtse-Delfin und anderen entstanden eine BBC-Radioserie und eines meines Lieblingsbücher.

Während Adams unterwegs war, hütete der von mir sehr verehrte Stephen Fry sein Haus in England. Und sah jetzt nach, was aus den aussterbenden Tierarten geworden ist, die Adams ge- und besucht hatte

Stefan Niggemeier über Stephen Frys Last Chance To See. Kann man sich mal anschauen, das Buch von Douglas Adams ist in der Tat wunderbar.

Trau keinem Medium (Update)

Gerne wird das Internet von den “klassischen” Medien als Hort der vertrauens-unwürdigen Informationen dargestellt, weil jeder dort reinschreiben kann, was er will.

Da lässt sich Schadenfreude nur schwer unterdrücken, wenn ausgerechnet der hochseriösen ARD ein PR-Stunt allererster Güte nachgewiesen wird. Man lese sich nur mal ein paar Artikel zu dem Thema durch. Nicht zu fassen.

Schade nur um jeden kurzfristigen Hoffnungsschimmer der Betroffenen.

Update: Ach, der WDR löscht offenbar kritische Kommentare zum Thema.

An der Kette

Welche Literatur in den Ladenregalen steht und beworben wird, das liegt immer seltener in der Hand der Verlage. Die Buchwelt klagt zwar stets über das Internet. Doch inzwischen ist klar, dass es zur Zerstörung einer ganzen Branche keiner neuen Medien bedarf: Ein Konzern wie Thalia besorgt das auf seine Weise.

weiter bei jetzt.de

Medienevolution

Will man Medienevolution verstehen, dann muss man sich nur seine Verwandten anschauen, das Kopfschütteln für die nachfolgende Generation. Das ist Medienevolution. Die maximal verständliche Medientechnik für meine Mutter ist die programmierbare Videoaufnahme, mein Vater versucht sich grade am Klick und ich bemühe mich darum, ein bisschen mehr MySQL und PHP zu verstehen (<– nicht wirklich, dient nur illustrativen Zwecken). Ich bin jetzt schon sehr gespannt, wann ich das erste mal Kopfschüttelnd in irgendeine Medienrichtung nicken werde, die ich nicht mehr verstehe, und vor allem, welche das sein wird.

Man denkt ja, ach was, das passiert nie, wir sind immer offen für Neues. Aber es wird passieren, hundertprozentig.

Vom Laptop meines Vaters | Nerdcore